Der „Prinzregentenzyklus“ von Max Slevogt

Max Slevogt: Prinzregent Luitpold bei der Kahnfahrt II, Aquarell und Gouache, 14,1 x 21,2 cm, Wittelsbacher Ausgleichsfonds

1909 verbrachte der Maler Max Slevogt auf höchstpersönliche Einladung des Prinzregenten Luitpold seine Sommerfrische in Hohenschwangau. Es war eine ungewöhnliche Beziehung zwischen dem bayerischen Monarchen und dem impressionistischen Künstler, die einen sehr persönlichen Hintergrund hatte: Der Prinzregent war ein guter Kamerad des Vaters von Max Slevogt aus der Militärzeit und so nahm er dessen Sohn gerne für einige Zeit gastlich auf. Hier portraitierte Slevogt in mehreren Aquarellen und Ölgemälden seinen leutseligen Gastgeber in dessen Lebensumfeld. Doch der Prinzregent erwarb die Aquarelle nicht, sie verblieben beim Künstler.

1917 kaufte sie ein Breslauer Textilfabrikant und Kunstsammler. Leo Lewin stattete mit ihnen seine Villa aus, zeigte Teile des Zyklus in verschiedenen Ausstellungen und stellte sie 1918 dem Berliner Verleger Bruno Cassirer für eine Prachtedition mit Farbtafeln zur Verfügung. Durch die Weltwirtschaftskrise einerseits und frühe Hetze durch die Nationalsozialisten andererseits geriet die Textilfirma in Schieflage und Leo Lewin haftete mit seinem Vermögen. Seit Januar 1934 prägten Hausdurchsuchungen und Inhaftierungen sein Leben. So konnte er seine Sammlung nicht mehr halten und musste sie verkaufen. Im März 1938 übergab sein älterer Bruder, der Rechtsanwalt Salo Lewin, zwölf Aquarelle von Slevogt an die Berliner Galerie Ferdinand Möller in Kommission. Dort erwarb sie die Staatliche Graphische Sammlung München. Der Verkauf überschnitt sich mit der Haft Salo Lewins im Konzentrationslager Sachsenhausen. Er und seine Frau konnten schließlich 1939 in die USA fliehen, seinem Bruder Leo und dessen Frau gelang die Flucht nach Großbritannien.

Diese Geschichte war lange Zeit in Vergessenheit geraten. Erst nach intensiven Recherchen durch die Provenienzforscherin der Staatlichen Graphischen Sammlung München, Ilse von zur Mühlen, kam sie ans Licht. Schließlich konnten die Erben der Familie Lewin gefunden werden, so dass der Zyklus am 24.10.2025 an die Familie restituiert werden konnte. Aufgrund des spezifischen Bezugs des Zyklus zum Haus Wittelsbach bot die Erbengemeinschaft dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds die Aquarelle zum Kauf an, der sie für seine Sammlung erwarb. Damit bleiben die Aquarelle als geschlossener Zyklus in Bayern.

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