
Seit den Anfängen befindet sich in der Glyptothek ein markant geformter Marmorkopf der Göttin Athena, eine römische Kopie einer frühklassischen Skulptur aus den Jahren um 460 vor Christus. Kronprinz Ludwig hatte ihn gemeinsam mit Teilen der Sammlung Albani 1815 in Paris erworben. Erstmals seit langem ist er wieder in München ausgestellt, da er – aufgrund späterer Ergänzungen von Helmbusch, Stirnschild, Nase, Lippen und Hals – derzeit nicht Teil der Dauerausstellung ist.
Doch für München ist der Athena-Kopf höchst bedeutend, denn er diente dem Künstlerfürsten Franz von Stuck unverkennbar als Vorlage für eines der bekanntesten Werbeplakate des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Es war das Ausstellungsplakat der Secession, der Künstlervereinigung, die sich – in Abspaltung von der Münchner Künstlergenossenschaft – 1892 gegründet hatte. Stuck wählte 1893 die Profilansicht der behelmten Göttin als Logo der im Vorjahr gegründeten Vereinigung. Fast alle ihre Ausstellungsplakate zeigten in den folgenden Jahrzehnten dieses Motiv, das Stuck als goldgrundiges Mosaikbild gestaltet hatte.
In direkter Gegenüberstellung bilden der antike Marmorkopf – im Eigentum des Wittelsbacher Ausgleichsfonds – und das Stuck’sche Plakat den Auftakt zur Ausstellung „Combo – Münchener Secession und Deutscher Künstlerbund 1904 und heute“ (29.01.-27.4.2025), die die Geschichte der beiden Künstlervereinigungen mit einem Sprung zur Gegenwartskunst thematisiert. Präsentiert wird sie in den Staatlichen Antikensammlungen am Münchner Königsplatz, dem Ort, an dem zwischen 1898 und 1916 die Schauen der Münchener Secession stattfanden.