
Wirkteppich aus der Manufaktur Neuburg an der Donau, 481,00 x 480,00 cm
Wittelsbacher Ausgleichsfonds, Inv.-Nr. T I a 17, Foto: Wittelsbacher Ausgleichsfonds / Max Köstler
Der Wittelsbacher Ausgleichsfonds besitzt eine ganz außergewöhnliche Tapisserie: Der monumentale Bildteppich von über 23 qm aus dem Jahr 1544, der im Schloss Berchtesgaden einen der beiden Renaissance-Säle schmückt, ist der einzige, der den Bauernaufstand vor 500 Jahren thematisiert. Im Jubiläumsjahr 2025 wurde er mehrfach als Leihgabe angefragt, doch ist er aufgrund seiner Fragilität und seiner Größe nicht mehr reisefähig. In den verschiedenen Ausstellungen und Publikationen ist er jedoch als Reproduktion zu sehen. Daher sind alle Interessierten herzlich eingeladen, im Schloss Berchtesgaden das Original kennenzulernen.
Die Tapisserie thematisiert die Belagerung des elsässischen Weißenburg an der Lauter während des Bauernkriegs 1525, wobei die Bauern in der oberen rechten Ecke kaum zu erkennen sind, so winzig sind sie dargestellt. Pfalzgraf Ottheinrich von Pfalz-Neuburg hatte den Teppich in Auftrag gegeben. Er ist in der Mitte im Typus eines antiken Feldherrn mit Marschallstab auf sich aufbäumenden Pferd dargestellt. Tatsächlich war allerdings nicht er Oberbefehlshaber der Belagerung, sondern sein Onkel, Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz, ganz links im Bild. Ottheinrichs Beitrag war damals de facto auf das Heranführen der Nachhut beschränkt. Da er jedoch seine militärischen Fähigkeiten möglichst vorteilhaft im Kontext eines ganzen Tapisserie-Zyklus‘ verewigen wollte, blieb – unter offenbarer Verdrehung der Tatsachen – nur dieser im Nachhinein inszenierte Kampf als glaubwürdiges Motiv. Und so kam es, dass der Bauernkrieg überraschend Thema eines prächtigen Bildteppichs wurde; dem wohl einzigen seiner Art.
Zur Thüringischen Landesausstellung „freiheyt 1525“
Zur Ausstellung „uffrur! Utopie und Widerstand im Bauernkrieg 1524/25“ des Landesmuseum Württemberg