
Der Schlosspark von Linderhof im oberbayerischen Ettal birgt ein einzigartiges Bauwerk in Form einer künstlichen Tropfsteinhöhle: die sogenannte Venusgrotte. König Ludwig II. hatte sie in nur zwei Jahren Bauzeit 1876 und 1877 von Hofbaudirektor Georg Dollmann und Landschaftsplastiker August Dirigl errichten lassen.
Sie gilt als Höhepunkt der Illusionsarchitektur des Königs. Dort ließ er den 1. Akt der Oper „Thannhäuser“ von Richard Wagner in Szene setzen, wie auch das Motiv der Blauen Grotte von Capri. Dafür konnte die Höhle in verschiedenen Farben künstlich beleuchtet werden, wofür eines der ersten Elektrizitätskraftwerke der Welt geschaffen wurde.
Doch von Anfang an gab es Schwierigkeiten: Die Konstruktion aus 1,70 Meter dicken Kalkbruchsteinwänden und Säulen aus Bruchstein und Gusseisen kämpfte unter anderem mit Feuchtigkeitsproblemen. So startete die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung 2016 eine aufwändige Sanierung, bei der unter anderem Statik und Drainageleitungen verbessert wurden, aber auch der Muschelkahn, Stuckrosen und Girlanden sowie der Muschel- und Kristallthron restauriert wurden. Diese Restaurierung wurde zum 11.4.2025 abgeschlossen und die Venusgrotte für das Publikum wiedereröffnet.
Um dem vorrangigen Ziel der Restaurierung, der Wiederherstellung des ursprünglichen Raumeindrucks der Grotte, nachzukommen, wurde auch der Wittelsbacher Ausgleichsfonds um Hilfe gebeten. Denn er bewahrt einzigartige Aquarelle der Grotte, die König Ludwig II. bei Heinrich Breling in Auftrag gegeben hatte. Der heute kaum mehr bekannte Historienmaler war unter König Ludwig II. viel beschäftigt und fertigte faszinierende Ansichten vom Schlossareal Linderhof an. Er hatte die Grotte in ihrer außergewöhnlichen Beleuchtung so exakt wiedergegeben, dass die Aquarelle heute noch als beste Garanten für die Rekonstruktion der Farbigkeit der Beleuchtung gelten.